Dass Süsskartoffeln, die eigentlich nicht zu den Kartoffeln gehören, im Trend sind, verwundert nicht. Pflanzen mit Zusatznutzen sind heutzutage immer mehr gefragt. Die Süsskartoffel bietet viele Verwendungsmöglichkeiten.
Die Süsskartoffel (botanisch Ipomea batatas) stammt aus den tropischen Gebieten Südamerikas und ist im Grunde keine Kartoffel. Die eigentliche Kartoffel (Solanum tuberosum) ist ein Nachtschattengewächs, die Süsskartoffel ein Windengewächs. Sie ist sehr vielseitig verwendbar: als Kübelpflanze (wie im Foto links) oder Ampelpflanze, als Sichtschutz im Sommer, zur Fassadenbegrünung, als Bodendecker ‒ oder eben als Nahrungsmittel. Weltweit hat die Süsskartoffel einen sehr hohen Stellenwert als Nahrungsmittel; von den Wurzel- und Knollennahrungspflanzen werden nur Kartoffeln und Maniok in noch grösseren Mengen angebaut.
Die Süsskartoffel-Pflanze
Von den Süsskartoffeln gibt es Zierformen, die vor allem wegen ihres schönen Blattschmucks zusammen mit Sommerblumen gepflanzt werden, und Nutzformen. Die Nutzformen bilden sehr viel Laub. Je mehr Laub, desto grössere und bessere Knollen entwickeln sich. Essbar sind grundsätzlich beide, unter der Voraussetzung, dass keine chemischen Pflanzenschutzmittel zur Anwendung kamen und zur Düngung auf eine biologische Variante gesetzt wurde.
Die krautige sommergrüne Pflanze ist mehrjährig, aber nicht winterhart. Sie muss frostfrei bei 5 - 15 ° C überwintert werden. Der Wuchs ist kletternd oder kriechend. Die Süsskartoffel wird 1.5 - 2 m hoch und 0.5 - 1 m breit. Je nach Sorte sind die Blätter dunkelviolett, limettengrün oder bronzefarben. Die Form ist dreieckig, herzförmig, rundlich oder eiförmig. Von Juli bis August zeigen sich die weissen Blüten mit rot-violetter Mitte. Die Knollen können rundlich oder länglich (bis 25 cm) sein, mit violetter, rötlicher oder brauner Schale.
Anbau von Süsskartoffeln als Nutzpflanze
Gute und beliebte Nutz-Sorten sind zum Beispiel 'Beauregard', 'Bonita', 'Evangeline', 'Murasaki' oder 'Orleans'. Im Handel sind Süsskartoffeln als Jungpflanzen ab ca. Mitte April. Süsskartoffeln sind wärmebedürftig (mehr als Kartoffeln) und benötigen viele Nährstoffe für eine gute Ernte. Ideal ist eine Gabe Langzeitdünger im Frühling. Der Standort soll sonnig, warm und windgeschützt sein. Je wärmer der Platz, desto süsser werden die Knollen. Deshalb ist ein Hochbeet, Gewächshaus oder ein Wintergarten besonders gut für den Anbau geeignet. Doch auch im Freiland oder in einem grossen Gefäss auf dem Balkon lassen sich Süsskartoffeln kultivieren. Die Pflanzung erfolgt von Mitte April bis Mitte Mai. Ist nach der Pflanzung noch Frost angesagt, sollten die Gewächse mit einem Vlies geschützt werden. Der Boden sollte humos, nährstoffreich und regelmässig feucht, aber ohne Staunässe sein.
Ernte und Verwendung als Nahrungsmittel
Erntezeit ist von September bis Oktober, vor dem ersten Frost. Essen kann man sowohl die Blätter (zubereitet wie Blattspinat) als auch die Knollen. Die Knollen sollten nach dem Ausgraben einige Tage bei Zimmertemperatur mit hoher Luftfeuchtigkeit ausgelegt werden. Sie bilden dadurch eine Schutzschicht, was schliesslich eine längere Lagerung von bis zu 2 Monaten möglich macht, sofern die Knollen absolut unverletzt sind. Mit Vorteil werden die Knollen in Zeitungspapier eingewickelt und in Kisten in einem gut belüfteten Raum bei ca. 13 - 20 ° C gelagert. Beschädigte Knollen sind nicht lagerfähig und entwickeln schnell Fäulnis. Ihr volles Aroma entfalten Süsskartoffeln erst etwa 2 - 3 Wochen nach der Ernte.
Die nahrhaften Knollen können auf sehr vielfältige Weise zubereitet werden: von backen, grillieren, dämpfen bis zu frittieren ist alles möglich. Alles, was man aus Kartoffeln zubereiten kann, ist auch mit Süsskartoffeln möglich, wobei bei Letzteren die Kochzeit etwas kürzer ist. Ein wesentlicher Unterschied ist jedoch, dass Süsskartoffeln im Gegensatz zu Kartoffeln auch roh verzehrt werden können, z. B. in Form von Gemüsedips oder zubereitet wie Karottensalat. Der Geschmack von Süsskartoffeln ist am ehesten mit Kürbis oder Marroni vergleichbar, nicht jedoch mit Kartoffeln.
Viele interessante Rezepte sind auf der Website von
Betty Bossi zu finden, so zum Beispiel Ofen-Süsskartoffelrösti mit Spiegelei, Linsensalat mit Süsskartoffeln, Süsskartoffel-Gnocchi an Kokos-Pilz-Sauce, Süsskartoffelsuppe mit Ei ‒ und ja, sogar ein Trüffelfondue mit Süsskartoffeln und Birnen ist dabei.
In Süsskartoffeln stecken viele Ballaststoffe, Mineralstoffe und Vitamine. Besonders hervorzuheben sind Beta-Carotin sowie die Vitamine A und B.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Christine Beuret