Dass man Orchideen nicht umtopfen muss, ist ein Mythos, der sich hartnäckig hält. Was bei anderen Zimmerpflanzen selbstverständlich scheint, wird bei Orchideen kritisch hinterfragt. Zurecht?
Nein! Auch Orchideen wollen ab und zu umgetopft werden. Weshalb? Die Wurzeln ragen über den Topf hinaus, allenfalls kippt sogar die Pflanze. Die oft als "Luftwurzeln" bezeichneten Wurzeln sind normale Wurzeln, die im zu klein gewordenen Gefäss einfach keinen Platz mehr finden. Hebt man den Kulturtopf aus dem Übertopf heraus, zeigt sich in diesen Fällen meist das Bild eines dichten Wurzelgeflechts. Substrat ist kaum mehr zu erkennen. So kann eine Pflanze nicht mehr ausreichend Nahrung aufnehmen. Es ist Zeit für das Umtopfen in ein grösseres Gefäss. Genauso ist (sofortiges) Umtopfen angesagt, wenn sich Schädlinge breitmachen oder die Blätter gelb werden. Letzteres deutet auf Wurzelfäulnis hin. Mindestens alle 3 Jahre sollte man einer Orchidee neues Substrat gönnen.
Der beste Zeitpunkt zum Umtopfen ist in der Hauptwachstumszeit, von April bis September. Umtopfen bedeutet für eine Pflanze immer Stress. Diesen kann sie bei grösserem Lichtangebot im Sommer besser verkraften. Steht eine Orchidee unmittelbar vor der Blüte oder hat ihre Blütenpracht bereits entfaltet, sollte man sie in Ruhe lassen.
Wie wird umgetopft? Die Orchidee aus dem Kulturtopf herausnehmen und das alte Substrat aus den Wurzeln herauslösen. Vertrocknete oder verfaulte Wurzeln werden abgeschnitten. Der neue Topf ist allenfalls etwas grösser als der bisherige. Ideal sind spezielle Orchideen-Kulturtöpfe. Diese verfügen über mehrere Abzugslöcher und sind transparent. Die Wurzeln vieler Orchideen (u. a. Phalaenopsis) sind in der Lage, Photosynthese zu betreiben. Orchideen sollte man nie in gewöhnliche Blumenerde, sondern in spezielles Orchideen-Substrat pflanzen (siehe Blog
"Blumenerde ist nicht gut für Orchideen").
Zuerst etwas vom Orchideen-Substrat in den Topf geben. Danach die Orchidee in den Topf stellen und ringsum mit Substrat auffüllen. Die sogenannten "Luftwurzeln" werden mit eingetopft. Damit sich das Rindensubstrat setzen kann beziehungsweise die Zwischenräume gut aufgefüllt werden, ein paar Mal vorsichtig rütteln. Die Wurzelansätze sollten bündig mit dem Substrat abschliessen. Den Topf nur bis ca. 2 cm unter dem Gefässrand befüllen.
In der ersten Woche nach dem Umtopfen wird die Orchidee noch nicht gegossen, sondern lediglich ab und zu mit einem Orchideen-Pflegespray oder kalkarmem Wasser besprüht. Mit dem Düngen beginnt man erst nach ca. 1 Monat.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Christine Beuret