„Alte Sorten neu entdecken und erhalten.“ – Das ist ein zentrales Anliegen von ProSpecieRara (PSR), der Schweizer Stiftung, die sich seit 1982 für den Erhalt der traditionellen Vielfalt bei kulturhistorischen Nutzpflanzen und gefährdeten Nutztieren einsetzt. Dennoch sind nicht Neo-Nostalgiker, Liebhaberinnen von Vintage und Retro oder kulinarische Geschmacks-Traditionalisten am Werk. Es geht in dieser Zusammenarbeit unter Menschen auf Bauernhöfen, in Gärtnereien sowie in Familien- und Obstgärten um den Erhalt von genetischer Vielfalt, um das Überleben „biologischer Kulturgüter“, um Kulturpflanzen, die Gartengeschichte schreiben.
Vielfalt für alle
Zur Gründung der Stiftung sollen die Umweltstudie „Global 2000“ (1980 von der US-Regierung veröffentlicht) und die letzten Exemplare einer regionalen Nutztierrasse (möglicherweise Stiefelgeissen), die in der Nordostschweiz zum Metzger geführt werden sollten, beigetragen haben. Die Sorge und der Einsatz um die Erhaltung der genetischen Vielfalt bei Kulturpflanzen und Nutztieren tragen heute vielfältig Früchte:
ProSpecieRara engagiert sich vielfältig, sichert den Zugang zu Raritäten und bietet uns – gleichsam als Nebenprodukt – in unseren Gärten und auf unseren Tellern bunte Geschmacksvielfalt mit Tomaten, Gemüsen, Fleisch und Käse. Viele Gemüse- und Obstsorten sowie Nutztiere, die aus wirtschaftlichen Überlegungen und im Zuge der Globalisierung der Landwirtschaft vom Markt verschwanden, bleiben dank Netzwerken und Verwertung erhalten.
Neue Stars und Altbewährtes
Die Erhaltung der biologischen Vielfalt ist bei Pflanzen und Nutztieren nur möglich mit kontinuierlicher Verwendung. Sei es als Gemüse oder Zierblume im eigenen Garten, als Lebensmittel im Verkaufsregal und auf dem Gemüsemarkt oder als Basis für Neuzüchtungen. Ein Star unter den Neuheiten bildet die Kartoffel ‘Blaue St. Galler‘, eine Kreuzungszüchtung mit der „alten“ PSR-Sorte ‘Blaue Schweden‘.
Und unter den Wiederentdeckten ist das ‘Küttiger Rüebli‘ der Favorit. Gemüsesorten, die in unseren Ohren noch vertraut klingen, aber züchterisch nicht mehr ausreichend bearbeitet werden, dürften folgen. An erster Stelle stehen die Bohnen ‘Slenderwax‘ und ‘Weinländerin‘ sowie die Salate ‘Venezianer‘ und ‘Forellenschluss‘. Der Züchtungs- und Vermehrungsbetrieb Sativa Rheinau AG arbeitet intensiv an der Fortsetzung …
Erfolgreiche Teamarbeit
Seit 1999 ist Coop Partner der Stiftung PSR. In Zusammenarbeit mit der Wyss Samen und Pflanzen AG sind seit 2002 attraktive PSR-Sorten bei Coop als Bio Knospe-Saatgut in „PSR-Samenbriefchen“ für jeden Hausgarten zugänglich. Das Saatgut in den Samenbriefchen von ProSpecieRara ist ausschliesslich aus biologischer Knospe-Produktion. Alle Partner legen grossen Wert auf den schonenden Umgang mit den natürlichen Ressourcen.
Die alten Samenkataloge von Wyss waren informative Quellen beim Aufspüren dieses Hortikulturgutes. Während einzelne Pflanzensorten wie beispielsweise die Garten-Resede ‘Machet‘ und die Roggli-Stiefmütterchen heute „PSR-Sorten“ sind, sind andere – obwohl über hundertjährig – auch noch immer im Select-Sortiment. Wir sind glücklich, wenn solche alte Sorten wie Pastinake ‘de Guernesey‘, Endivie ‘de Meaux‘ oder Federkohl nun plötzlich im Gourmet-Trend liegen. Wir freuen uns, dass nicht immer etwas verschwinden muss, bevor wir es bedenken!
Wyss Samen und Pflanzen AG, Dr. Maurin Oberholzer