Die Beiträge der Wyss Samen und Pflanzen AG zu Gunsten der Schweizer Gartenwelt sind unglaublich vielfältig – gestern wie heute. Über 100-jährige Kataloge und Dokumente belegen wie Bauerngärten und Parkanlagen aber auch Gartenanlagen historisch prominenter Zeitgenossen in Zusammenarbeit mit Wyss ihre Pracht entfalten konnten.
Auf Spurensuche
Bei vielen Zeitgenossen rückt der Garten als Kulturgut ins Bewusstsein. Historische Gärten und die Gartenkunst erfahren Aufmerksamkeit und Schutz durch die Gartendenkmalpflege. Während die baulichen Strukturen mehr oder weniger langlebig sind, verändern sich die lebendigen Pflanzen. Pflanzen entwickeln sich weiter, so dass sich ein Garten in kurzer Zeit gezielt oder ungewollt grundlegend verändern kann. Daraus ergeben sich früher oder später Fragen nach den originalen Bepflanzungen.
Mit welchen Pflanzen, welchen Arten und Sorten wurden die Gärten von den Erstellern bepflanzt? Wie wirkte sich der Zeitgeist aus?
Vergangenes beleben
Die alten Wyss-Kataloge werden vielfältig wissenschaftlich genutzt. Sie bildeten beispielsweise für ProSpecieRara eine Grundlage zum Erfassen von alten Gemüsesorten und Gartenblumen. Aber auch in Rapperswil, am Institut für Landschaft und Freiraum und im Archiv für Schweizer Landschaftsarchitektur ASLA, werden Wyss-Unterlagen für Forschung und Lehre eingesetzt. Welche Blumen erfreuten die Besucher/-innen im „Garten des Poeten“ von Ernst Cramer an der ersten Schweizerischen Gartenbauausstellung G 59 in Zürich? Welche Staudensorten verwendeten die Gartenarchitekten Mertens & Nussbaumer in den 1948er-Jahren?
Pflanzenrätsel
Welche Pflanzen setzte Gärtner Imhof, ein Mitarbeiter von Wyss Samen und Pflanzen AG (damals „François Wyss Söhne, Solothurn“), im Jahre 1909 im Garten des Solothuner Künstlers
Cuno Amiet auf der Oschwand? Oftmals sind die Kataloge exakter als Pläne und Lieferdokumente auf denen „nur“ Arten wie Birnspalier, Gemüse- oder Tomatensetzlinge, aber keine Sorten aufgeführt sind. Am 17. Mai 1909 wurden 30 Selleriesetzlinge à 2 Rappen und 20 Tomatensetzlinge à 5 Rappen auf die Oschwand geliefert. Im Katalog sind 7 Sorten „Liebesapfel“ und die 3 Sorten Knollen-Sellerie ‘Erfurter‘, ‘Prager Riesen‘ und ‘Runder kurzlaubiger Apfel‘ aufgeführt.
Bei den fünf Töpfen Reseda à 20 Rappen dürfte es sich um die Sorte ‘Machet‘ gehandelt haben, galten diese doch als „beste Sorte zur Topfcultur“.
Wyss‘ barocker Ursprung
Es war einmal …
In einem einzigartigen Solothurner Gartendenkmal wurzeln die Anfänge der Wyss Samen und Pflanzen AG. Urs Viktor Wyss (1770 - 1839), der Grossvater des
Firmengründers François Wyss (1836 - 1912), erlernte 1789 bis 1792 die Gärtnerkunst beim Hofgärtner Franz Vogt in der prachtvollen Gartenanlage des Schloss‘ Waldegg.
Es war dann sein Enkel François Wyss, dessen Vater Franz Josef (1802 - 1850) den ausgedehnten Schlossgarten des Palais de Rougemont (heute Hôtel Du Peyrou) in Neuenburg unterhielt, der 1858 mit seinem eigenen Gartengeschäft den Grundstein des heutigen Familienunternehmens Wyss Samen und Pflanzen AG legte. Weitere Gartenarchitekten wie Emil Wyss (1883 - 1968; Nachlass am ASLA) oder
Adolf Vivell (1878 - 1959; Nachlass am ASLA), die bei Wyss lange Zeit oder nur kurzfristig tätig waren, prägen die Schweizer Gartenkultur mit.
… einverstanden, diese Geschichte tönt etwas märchenhaft, nostalgisch, aber in einer Zeit der raschen Veränderungen schafft Wissen um Ursprünge wiedererkennbare Werte und inspiriert für neue Akzente.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Dr. Maurin Oberholzer