Kaltkeimer sind Pflanzenarten, deren Samen erst nach einer Kälteperiode zu keimen beginnen. Idealerweise sät man sie in der Zeit von Dezember bis Februar aus.
Zu den Kaltkeimern gehören vor allem Alpenpflanzen, die mit der Eigenschaft, erst bei Kälte zu keimen, auf den natürlichen Klimaeinfluss reagieren. Ihr Saatgut verfügt sozusagen über eine Schutzbarriere im Innern des Samens. Sie verhindert, dass die Samen zu einem „falschen“ Zeitpunkt keimen und dann als zarte, winzige Pflänzchen in der Winterkälte erfrieren. Eine Kälteperiode ist notwendig, um diese Schutzbarriere aufzuheben.
Was heisst das nun genau? Saatgut von Enzian, Edelweiss und weiteren Alpenblumen, das im Sommer/Herbst auf den Boden fällt, keimt nicht, solange die Winterkälte den Keimschutz nicht aufgehoben hat. Sobald dann die Sonne im Frühjahr wärmt, setzt die Keimung ein. Der Sämling kann sich in der sommerlichen Vegetationszeit zu einer Pflanze entwickeln, die den Winter problemlos übersteht.
Beispiele für Kaltkeimer
- Aufrechte Waldrebe (Clematis recta)
- Bärlauch (Allium ursinum)
- Bibernelle (Pimpinella)
- Dunkle Akelei (Aquilegia atrata)
- Edelweiss (Leontopodium alpinum) am Naturstandort, in Kultur werden sie zu „Schnellkeimern“
- Echter Hopfen (Humulus lupulus)
- Eisenhut (Aconitum napellus)
- Enzian (Gentiana)
- Grosse Sterndolde (Astrantia major)
- Kornrade (Agrostemma ghitago)
- Küchenschelle (Pulsatilla alpina)
- Scheinmohn (Meconopsis)
- Schlüsselblume (Primula veris)
- Silberdistel (Carlina acaulis)
- Steinbrech (Saxifraga)
- Waldmeister (Galium odoratum)
Kaltkeimer anziehen
Das Saatgut wird idealerweise in ein sandiges Aussaatsubstrat gesät. Die Erde ist danach gut anzufeuchten, damit die Samen Wasser aufnehmen (quellen). Anschliessend werden die Saatschale oder Töpfe ins Freie an einen vor Niederschlägen geschützten Platz gestellt. Es ist eine Kälteperiode von etwa 3 Wochen erforderlich. Wer mal zu spät dran ist und erst im Frühling an die Alpenblumen denkt, kann sich für die Kälteperiode auch mit dem Kühlschrank behelfen.
Sobald erste Keimblättchen erscheinen, stellt man die Schalen beziehungsweise Töpfe an einen frostfreien, hellen Platz. Dort lässt man die Keimlinge zu kräftigen Setzlingen heranwachsen. Im Frühling können sie schliesslich in den Garten gepflanzt werden.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Dr. Maurin Oberholzer