Der Versuchs- und Schaugarten wurde schon seit einigen Jahren teilweise biologisch bewirtschaftet. Vor rund drei Jahren fiel der Entscheid, komplett auf Bio zu setzen und den Garten mit der bekannten grünen Knospe zertifizieren zu lassen. Es folgten zwei obligatorische Umstellungsjahre. Am 1. Januar 2024 durfte der Kleber "Umstellung" auf der Tafel im Garten weg.
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Im rund 25'000 m
2 grossen Versuchs- und Schaugarten in Zuchwil wachsen rund 2'500 Pflanzensorten. Was jeweils im Sommer ein einzigartiges Blüten- und Farbspektakel bietet, ruht jetzt im winterlichen Grau. Ein Farbtupfer ist zurzeit lediglich die grosse Tafel, die bestätigt, dass der Garten Bio Suisse zertifiziert ist.
Richtlinien von Bio Suisse
Einen Garten nach den Richtlinien von Bio Suisse zu bewirtschaften, bedeutet unter anderem
- auf chemisch-synthetische Pestizide und Dünger zu verzichten und stattdessen organische Dünger, Kompost und für den Pflanzenschutz Nützlinge zu verwenden
- auf gentechnisch veränderte Pflanzen, Tiere und Mikroorganismen zu verzichten
- natürliche Ressourcen wie Boden, Wasser, Luft und Klima zu schützen
- die Bodenfruchtbarkeit und die natürliche Artenvielfalt zu erhalten und zu fördern
Die zwei Umstellungsjahre erforderten unzählige administrative Abklärungen bezüglich der Wirtschaftsweise und deren praktische Umsetzung. Das Gartenteam hatte einen obligatorischen Umstellungskurs absolviert und nahm in speziellen Belangen die Beratungsdienste des Forschungsinstituts für biologischen Landbau FiBL in Anspruch.
Komplexe und aufwändigere Gartenpflege
Bio bedeutet keinesfalls, den Garten einfach sich selbst zu überlassen. Im Gegenteil: Die Pflege wird komplexer und zeitintensiver. Eine grosse Herausforderung bestand beispielsweise darin, herauszufinden, wie viel organischer Dünger in Form von Schafpellets pro Quadratmeter in den Versuchsfeldern benötigt wird, damit die gut 2'500 verschiedenen Gemüse-, Kräuter- und Blütenpflanzen prächtig gedeihen.
In der Umstellungsphase hat sich auch gezeigt, dass während der Vegetationszeit das Gartenteam vergrössert werden muss. Für das Jäten im 25 Aren grossen Garten werden zusätzliche Hände benötigt, da eine Tiefendämpfung zur Unkraut-Hemmung im Freiland gemäss Bio-Suisse-Richtlinien nicht mehr erlaubt ist. Dies zerstört zu viele Bodenlebewesen. Seit dem Dämpfstopp sind deutlich mehr Würmer im Boden feststellbar. Eine Mitarbeiterin wurde spezifisch auf invasive Neophyten geschult, damit diese auf dem Gelände nachhaltig entfernt werden können.
Die Massnahmen zur Erlangung des Bio-Labels gehen über die eigentliche Gartenpflege hinaus. In Zusammenarbeit mit dem Natur- und Vogelschutzverein wurden weitere Nistkästen für verschiedene Vogelarten an den alten Parkbäumen angebracht. Zur Förderung von Wildbienen und anderen wertvollen Bestäubern ist das Anlegen weiterer Blumenwiesen und Wildstaudenrabatten geplant.
Nie fertig
Die Zertifizierung erfolgt von nun an jährlich durch die Kontrollstelle bio.inspecta AG und gilt jeweils für die Laufzeit von einem Jahr. Noch sind nicht alle Fragen beantwortet beziehungsweise die nächsten stehen bereits an, aktuell beispielsweise, wie der Schaugarten für die Artenvielfalt weiter aufgewertet oder wie der Boden im Versuchsgarten weiter gepflegt werden kann.
Nun freuen wir uns aber erstmal darüber, dass der Garten ein zunehmend reicher Lebensraum für verschiedene Insekten, Vögel und anderes Kleingetier und natürlich auch für menschliche Gäste wird.
Wir heissen Sie herzlich willkommen in unserem Bio-Garten!
Wyss Samen und Pflanzen AG, Béatrice Ackermann