Alle unsere Kulturpflanzen – Zier- und Nutzpflanzen – auf dem Balkon, im Garten oder auf dem Feld haben ihren Ursprung in Wildpflanzen. Archäobotaniker belegen den langen, zeitraubenden züchterischen Weg von Getreidearten aus der Antike. Wir wissen vom Gewürzhandel, von Pflanzenschätzen, die dank eifriger „Pflanzenjäger“ im 18. und 19. Jh. ihren Weg aus fernen Ländern zu uns fanden.
Die Geschichte der Wildpflanzen ist eine Geschichte der Anpassung an eine sich ständig wechselnde Umgebung. Die der Kulturpflanzen erzählt von den züchterischen Veränderungen und Entwicklungen durch den Menschen. So wurden Pflanzen zu einem „Hortikulturgut“ und das Gärtnern zu einem unerschöpflichen Thema aller Zeitepochen wie beispielsweise die ägyptische Malerei im Grab des Chnumhotep (um 2400 v. Chr.) zeigt.
Züchtung und Handel – Hand in Hand
Die grosse Vielfalt der Kulturpflanzen beruht auf einer Jahrtausende langen Kultivierung in verschiedenen Regionen der Welt. Bis vor rund 300 Jahren erfolgte ein eher bescheidener Handel und Austausch von Arten und Sorten. Vermehrung und Auslese lagen vor allem in den Händen von Bauern und Gärtnern. Ab Beginn des 19. Jh. setzte ein reges Geschäft mit Blumen- und Gemüsesamen ein. Davon erzählt der historische Roman „Die Samenhändlerin“ von Petra Durst-Benning, der um 1850 in Württemberg spielt. Nicht verwunderlich, dass der Mönch und Naturforscher Gregor Mendel vor 150 Jahren an Erbsen mit Kreuzungsexperimenten die Regeln der Vererbung entdeckte. Seither werden Blumen- und Gemüsesamen professionell gezüchtet, vermehrt und gehandelt. Verständlich, dass neue Arten wie Kartoffeln und Tomaten damals rasch weite Verbreitung erfuhren und sich züchterisches Wissen bei Spezialisten und in klimatisch geeigneten Regionen zu konzentrieren begann.
Lokal – global – regional
Die lokale, auf Eigenbedarf ausgerichtete Vermehrung von Pflanzensamen ist fast verschwunden (siehe
Serie Saatgut 3/14 und
www.prospecierara.ch). Samenhandel kennt traditionell kaum Landesgrenzen. Um gesundes und keimfähiges Saatgut zu bekommen, erfolgt der Anbau des Saatguts dort, wo ideale Bedingungen (klimatisch, ökonomisch) herrschen, auch wenn der Züchter in der Schweiz, in Holland oder in den USA arbeitet. So
können die Samen der Wyss Eigenmarke „Select“ ganz aus der Nähe oder aus Übersee stammen. Beispielsweise wird die lindengrüne Zinnie ‘Queen Lime‘ in Deitingen gezüchtet und im Schweizer Mittelland für die Samenernte angebaut. Die „raren alten“ Roggli-Stiefmütterchen ‘Gemmi‘, ‘Höhenfeuer‘, ‘Niesen‘ & Co. sowie Kohlrabi wurden original im Berner Oberland gezüchtet und um 1970 auf der griechischen Insel Lefkas vermehrt (Bild von Fritz Berger). Amerikanische Züchter kümmern sich um ‘Fleissige Lieschen‘ (Impatiens). Sie meinen fest, dass die beste Saatgutqualität beim Anbau der Samenträgerpflanzen in Costa Rica zu bekommen ist.
Kurz: Das Saatgut kann von ganz nah oder ganz fern sein, unabhängig vom Ursprung der Wildpflanze. Kulturpflanzen begleiten den Menschen seit je. Wer mehr über die Herkunft der Select-Samen erfahren will, kann bei uns nachfragen oder Saatgut mit der Bio-Knospe erwerben. Gemäss den Vorgaben von „Bio Suisse“ ist die
Herkunft auf der Verpackung deklariert. Meist sind diese Samen aus schweizerischem Anbau. Wegen ungünstigen klimatischen Bedingungen weichen aber auch Schweizer Bio-Produzenten ins nahe Ausland (Elsass, Italien) aus. Dort können die Samen an den Pflanzen vor dem Dreschen gesund und vollständig ausreifen. Das ergibt die Herkunftsbezeichnung: CH, EU. „Swissness pur“ findet sich in den Select-Wildblumenmischungen: Hier sind Samen von Schweizer Ökotypen, von Pflanzen, die ohne Zutun des Menschen einwanderten (siehe
Serie Saatgut 2/14).
Wyss Samen und Pflanzen AG, Dr. Maurin Oberholzer