Zur Wyss Samen und Pflanzen AG gehört die nach ökologischen Grundsätzen geführte Baumschule in Heinrichswil. Auf 8 Hektaren produzieren 15 Mitarbeitende nach den ursprünglichen Richtlinien der integrierten Produktion (IP). Ein grosser Teil der Kulturen machen die Rosen aus. Im Interview mit dem Betriebsleiter erfahren Sie einiges über die Rosenkultur bei Wyss.
Interview mit Alexander Daetwyler, Obergärtner und Leiter der Wyss Baumschule in Heinrichswil
Herr Daetwyler, wie viele Rosen werden in der Wyss Baumschule kultiviert?
Wir kultivieren gut 140 Sorten, mit einer Gesamtstückzahl von ca. 20‘000 Stück, auf einer Fläche von rund 30 Aren.
Wer sind die Abnehmer?
Hauptabnehmer sind unsere eigenen Wyss Gartencenter. Daneben beliefern wir einige Fachgeschäfte mit unseren Rosen.
Kann das ganze Rosenangebot der Wyss Gartencenter mit Pflanzen aus der eigenen Produktion abgedeckt werden oder müssen Pflanzen hinzugekauft werden?
Das Hauptsortiment kultivieren wir in Heinrichswil selber. Für die Englischen Rosen haben wir einen externen Produzenten. Daneben haben wir spezielle Formen wie zum Beispiel Bogen oder Spaliere, die wir zukaufen. Ebenso haben wir zu Muttertag jeweils einige Rosen, die bereits knospig beziehungsweise blühend sind; diese werden ebenfalls von einem externen Produzenten geliefert.
Von welchen Züchtern stammen die Rosen?
Wir haben Rosen von diversen Züchtern. Ein grosser Teil sind von W. Kordes Söhne. Daneben gibt es aber auch Züchtungen von Tantau, Noack, Delbard, Meilland, Poulsen und einigen kleineren Rosenzüchtern.
Beschreiben Sie doch bitte den Weg vom Züchter bis zur verkaufsfertigen Pflanze.
Die Kultur einer wurzelnackten Rose dauert knapp zwei Jahre. Im März des ersten Jahres werden die Wildlinge (Rosenunterlagen) ausgepflanzt. Im August werden diese Unterlagen veredelt. Idealerweise treiben diese Veredelungen im Herbst nicht mehr aus. Für den Winter werden die Rosen leicht mit Erde angehäuft als Winterschutz. Im März des zweiten Jahres wird per Gebläse die angehäufte Erde wieder weggeblasen, und der Rosenwildling wird direkt oberhalb der Veredlungsstelle abgeschnitten. Der Fachmann spricht von abwerfen. Nach dem Austreiben wird die Rose mehrmals pinziert, um eine optimale Verzweigung zu erreichen. Ab Mitte Oktober können diese Rosen ausgegraben, eingekürzt, sortiert und im Kühlkeller eingelagert werden. Bei uns werden diese wurzelnackten Rosen im Januar/Februar angeliefert. Danach werden sie geschnitten und umgehend eingetopft. Diese Pflanzen können, je nach Witterungsverlauf ab Ende Mai/Anfang Juni verkauft werden. Um während des ganzen Sommers bis weit in den Herbst hinein blühende Rosen anbieten zu können, werden aufgeblühte Rosen wöchentlich zurückgeschnitten.
Was bedeutet es, Rosen zu veredeln und weshalb wird dies gemacht?
Da die meisten Rosen schlecht wurzeln, werden sie veredelt (okuliert). Die Veredlung fördert neben einem besseren Anwachsen und grösseren Blüten auch einen regelmässigen und einheitlichen Wuchs.
Werden alle Rosen veredelt? Wenn ja weshalb, wenn nein warum nicht?
Es werden fast alle im Handel erhältlichen Rosen veredelt. Ausnahmen sind Wildrosen die durch Samen vermehrt werden und teilweise Bodendeckerrosen, die durch Stecklinge vermehrt werden.
Veredelt die Wyss Baumschule selber Rosen?
Nein, wir veredeln selber keine Rosen mehr.
Wie verbringen die Rosen in der Wyss Baumschule den Winter?
Wir überwintern unsere Rosen in einem ungeheizten Tunnel, der mit Milchfolie gedeckt ist. Dies, weil Pflanzen im Topf etwas anfälliger auf Frost und vor allem auf schnelle Temperaturwechsel sind. Aber auch eine Abdeckung mit Vlies reicht völlig aus. Bei ausgepflanzten Rosen empfehle ich einen leichten Schutz mit Tannenreisig vor der Wintersonne.
Wie gross ist der Anteil der Rosenproduktion an der gesamten Pflanzenproduktion der Wyss Baumschule?
Dieser beträgt ca. 15 %.
Sind bei Rosen auch Trends zu beobachten? Welche Rosen sind am beliebtesten?
Duft ist immer ein wichtiges Kriterium. Aber auch die Robustheit gegenüber Krankheiten wird immer wichtiger. Zurzeit sind mehrfarbige Rosenblüten im Trend mit Sorten wie ‘Nostalgie‘.
Rosen werden hin und wieder von Schädlingen oder Pilzkrankheiten befallen. Was empfehlen Sie Leuten, die kein Gift einsetzen wollen? Gibt es Sorten, die weniger anfällig sind?
Die Sortenauswahl ist ganz wichtig. Wir sind immer auf der Suche nach robusten Sorten. Die Bodendeckerrosen sind sicher die pflegeleichtesten und benötigen kaum Pflanzenschutz-Massnahmen. Aber auch die Beetrosen der Piano-Serie von Tantau sind sehr robust. Damit die Rosen gut gedeihen ist der optimale Standort von grosser Bedeutung. Daneben ist auch der Witterungsverlauf auschlaggebend.
Welches ist Ihre persönliche Lieblingsrose und weshalb?
‘Eden Rose‘ gefällt mir sehr gut, aber auch unsere neuen Rosen mit Auge (‘Dragon Eyes‘,‘For Your Eyes only‘ und ‘Eyes on me‘) sind sehr interessant.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Christine Beuret