Der Ohrwurm ist kein Wurm, und die Florfliege ist keine Fliege. Beide sind nicht das, was ihr Name vermuten lässt. Was sie ausser dem zu ihrer Art unpassenden Namen noch gemeinsam haben: Beide Insekten können im Garten als Nützlinge hilfreich sein.
Gemeiner Ohrwurm
Der Gemeine Ohrwurm (Forficula auricularia) – umgangssprachlich auch Ohrengrübler, Ohrwusler oder Ohrenkneifer genannt – gehört zu den Fluginsekten und ist kein Wurm. Doch fliegend bekommen wir Ohrwürmer kaum zu sehen. Und: Sie sind für uns Menschen völlig ungefährlich; sie kriechen nicht in unser Hörorgan, um zu grübeln oder zu kneifen. Ihre Zange am Hinterleib dient der eigenen Verteidigung sowie zum Festhalten des Partners bei der Paarung. Vor allem in der Antike wurden Ohrwürmer zu Pulver zermahlen und zur Behandlung von allerlei Ohrenleiden verwendet. Das dürfte ihnen die vielfältigen kuriosen Namen eingebracht haben.
Ohrwürmer sind dämmerungs- und nachtaktive Tiere; tagsüber suchen sie Unterschlupf. Sie sind Allesfresser. Als Nahrung dienen ihnen beispielsweise Blattläuse, Schmetterlingseier, kleine Raupen oder abgestorbene und frische Pflanzenteile. Sie sind jedoch mehr Nützling als Schädling. Im Obstbau sind sie bedeutende Gegenspieler von Blatt- und Blutläusen. Man findet Ohrwürmer gelegentlich in Äpfeln. Sie nutzen zum Eintritt die Frassgänge, die der Apfelwickler geschaffen hat. Selbst sind sie kaum in der Lage, harte Fruchtschalen zu durchdringen.
Gemeine Florfliege
Eine richtige Fliege besitzt zwei Flügel, eine Florfliege (Chrysoperla carnea) hingegen deren vier. Die Bezeichnung "Fliege" ist daher zoologisch nicht richtig. Die Flügel haben eine schöne einzigartige Struktur mit filigranen grünen Adern, die an einen Flor erinnert. Flor ist ein altes Wort für ein dünnes, zartes, halbdurchsichtiges Gewebe. Die Florfliege gehört zu den Netzflüglern. Der Körper ist hellgrün und schlank. Auffallend sind die hervorquellenden goldgelb glänzenden Facettenaugen, die ihr den Trivialnamen Goldauge eingebracht haben. Die Florfliege ist auf jeden Fall eine attraktive Erscheinung.
Florfliegen sind dämmerungsaktiv. Den Tag verbringen sie gerne mit zusammengeklappten Flügeln an Blattunterseiten. Besonders die Larven ernähren sich gerne von Blattläusen, lassen sich aber auch als Nützlinge gegen andere Pflanzenschädlinge wie Spinnmilben, Thripse oder Wollläuse einsetzen. Florfliegen-Larven können im Fachhandel gekauft werden. Auch die Florfliege selbst geht gerne auf Blattlausjagd und ernährt sich daneben auch von Pollen und Blütennektar. Gute Pflanzen für Florfliegen sind beispielsweise Dill, Distel, Fenchel, Kamille, Karotte, Ringelblume oder Schafgarbe.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Christine Beuret