"Bei mir gedeiht nichts, meine Wohnung ist zu wenig hell für Pflanzen." – Eine nicht seltene Aussage von Leuten, deren Pflanzen immer wieder eingegangen sind, und inzwischen resigniert haben. Doch der Standort muss nicht zwingend hell, er muss einfach passend für die Pflanze sein.
Für den Erfolg mit Pflanzen ist der geeignete Standort der wichtigste Faktor. Dies gilt für Zimmerpflanzen wie auch für Gartenpflanzen. Passt der Standort nicht, ist der Pflegeaufwand um einiges grösser, und die Pflanze kann schlimmstenfalls eingehen.
Mit sonnig, halbschattig, schattig, hell, mittelhell oder dunkel ist es so eine Sache. Diese Eigenschaften werden zum Teil unterschiedlich interpretiert. Zudem spielen dabei auch die Raumtemperatur, die Beständigkeit der Temperatur, die Wasser- und Nährstoffzufuhr sowie die Luftfeuchtigkeit eine Rolle. In diesem Blog gehen wir nicht auf Pflegemassnahmen ein, sondern vermitteln Richtwerte zu den Lichtverhältnissen bzw. dem Lichtbedarf von Zimmerpflanzen.
Standort vollsonnig
Vollsonnig ist ein Standort dann, wenn die Sonne von Mitte Februar bis Mitte September mittags bis nachmittags während gut 5 Stunden direkt in den Raum scheint. Dies ist vor allem an grossen nach Süden, Südwesten oder Westen gelegenen Fenstern oder auf entsprechenden Fensterbänken ohne Vorhänge, Storen oder UV-Filterglas der Fall. In der Regel sind diese Standorte warm und lufttrocken. Sie behagen insbesondere Kakteen und anderen Sukkulenten. Wichtig ist, dass der Platz luftig ist und kein Hitzestau hinter den Scheiben entstehen kann.
Standort hell
Als hell gelten Lichtdurchflutete Räume ohne direkte Mittags- und Nachmittagssonne und ohne Storen, Vorhänge oder UV-Filterglas. Helle Standorte gibt es an grossen nach Osten oder Westen gerichteten Fenstern, wo zwar Sonnenlicht einfällt, aber nicht zu den Zeiten, in denen die Strahlenintensität am höchsten ist. Auch an der Südseite mit ca. 1 - 2 m Abstand vom Fenster ist es noch schön hell. Die meisten Zimmerpflanzen mögen einen solchen Standort. Wenn auch nicht alle Pflanzen zwingend einen hellen Platz benötigen – falsch machen kann man mit solch einem Standort kaum etwas.
Standort halbschattig
Halbschattig ist es meist an Fenstern auf der Nordseite. Oftmals sind auch Küchen, Badezimmer oder Arbeitszimmer halbschattig. Für Pflanzen, die einen halbschattigen Standort mögen, kann unter Umständen ein Umplatzieren an einen hellen Platz im Winterhalbjahr erforderlich werden – ausser es sind solche, die auch Schatten vertragen. Das Pflanzenangebot für halbschattige Standorte ist sehr gross.
Standort schattig
Man begegnet gelegentlich auch dem Begriff "dunkler Standort". Wir nennen es hier lieber "schattig", weil Pflanzen nicht ganz ohne Licht auskommen. Schattig ist es an Fenstern, wo den ganzen Tag keine Sonne hereinscheint, in Zimmern mit kleinen Fenstern, in Räumen zu dunklen Hinterhöfen oder in Fluren, Treppenhäusern oder Zimmerecken. Auch ein Platz, der mehr als 4 m von einem grossen Süd- oder Südwestfenster entfernt ist, gilt als schattig. Wer nur einen solchen Platz zu bieten hat, wird bei den Grün- und Blattschmuckpflanzen sowie bei den Farnen fündig.
Faustregeln
- Es ist nicht so, dass die meisten Zimmerpflanzen einen vollsonnigen Standort brauchen.
- Wer einen hellen Platz zu bieten hat, hat die grösste Auswahl an Zimmerpflanzen. Ähnlich gross ist das Angebot an Pflanzen für halbschattige Standorte.
- Einige Pflanzen gedeihen an jedem Platz von hell bis schattig gut.
- Blütenpflanzen und buntlaubige Arten haben einen grösseren Lichtbedarf als grüne Blattpflanzen.
- Blütenpflanzen, Bromelien, fleischfressende Pflanzen, Kakteen und andere Sukkulenten mögen es nicht schattig.
- Je wärmer ein Raum ist, desto mehr Licht benötigen die Pflanzen.
- Je dunkler der Standort ist, desto weniger Wasser benötigen die Pflanzen.
- Die Lichtverhältnisse ändern mit den Jahreszeiten. Bei gewissen Pflanzen kann es deshalb ratsam sein, sie im Winterhalbjahr nicht am selben Ort zu platzieren wie im Sommerhalbjahr.
Mögliche Folgen von ungünstigen Lichtverhältnissen
- Krankheiten: Die Pflanzen werden anfälliger auf Krankheiten wie Mehltau, Grauschimmel, Blattfleckenkrankheiten, Wurzelbräune, Wurzelfäule oder Chlorosen.
- Schädlinge: Spinnmilben, Trauermücken, Blattläuse oder Thripse haben eine grössere Chance.
- Blätter: Sie erscheinen bei Lichtmangel weniger zahlreich, sie vergilben und fallen schliesslich ab. Es ist auch möglich, dass das Blattwerk nicht die art- oder sortentypische Färbung hat. Ein gutes Beispiel dafür ist der Wunderstrauch (Codiaeum variegatum): Licht ist das A und O, wenn er seine Farbigkeit behalten soll. Zu viel Licht kann zu braunen Blättern oder Blattspitzen sowie zu Verbrennungen führen.
- Blüte: Sie fällt geringer oder ganz aus. Allenfalls fallen Blütenknospen vorzeitig ab.
- Wuchs: Die Pflanze verliert ihren eigentlichen Wuchscharakter. Die Pflanze streckt sich zum Licht, die Triebe werden lang und dünn. Auch ein Stagnieren des Wachstums ist möglich.
Wyss Samen und Pflanzen AG, Christine Beuret