Soll ich oder soll ich nicht? Jedes Jahr die gleiche schwere Entscheidung: Schneide ich die Rosen nach der Blüte zurück, um die Folgeblüte zu fördern, oder lasse ich die Früchte stehen und komme in den Genuss der vielen leuchtendroten, kugeligen Beeren, genannt Hagebutten?
Jeder Rosenliebhaber weiss, dass man am besten zu schönen und manchmal bis zum ersten Frost blühenden Rosen kommt, indem man die verwelkten Rosenblüten abschneidet. Nicht alle aber wissen, dass man damit nichts anderes macht, als die Rose daran zu hindern, Früchte zu bilden und sie damit zwingt, neue Blüten zu machen. Hagebutten sind ebendiese Früchte, botanisch korrekt eigentlich Scheinfrüchte verschiedener Rosenarten. Die Früchte entstehen aus dem fleischigen Blütenboden und reifen im Spätsommer bis in den Herbst.
Doch nicht alle Rosen bilden in gleichem Masse Früchte. Vor allem Wildrosen, Strauchrosen und Kletterrosen (hier vor allem die einmalblühenden) bilden die schönsten Hagebutten. Stark gefüllte Edel-, Beet- und Englische Rosen hingegen bilden nicht sicher Früchte aus.
In der Gestalt sind die Hagebutten sehr unterschiedlich. Von ganz kleinen, fast streichholzgrossen Kügelchen, über längliche bis hin zu baumnussgrossen fleischigen Exemplaren ist alles zu finden.
Auch die Farbpalette muss sich nicht verstecken: Von Orange über Rot zu Schokobraun und sogar Schwarz bei der Dünen-Rose (Rosa pimpinellifolia) reicht sie. Im Innern der Schliessfrüchte befinden sich die sogenannten Nüsschen. Sie sind 3 - 4 mm gross, steinhart und von gelblicher Farbe. Sie besitzen sehr feine Härchen, die bei Hautkontakt einen extremen Juckreiz hervorrufen.
Berühmt für ihre schönen und zahlreichen Früchte sind die Hunds-Rose (Rosa canina) und die sogenannte Kartoffel-Rose (Rosa rugosa). Sie wachsen wild an Waldrändern und in Gebüschen und sind anspruchsloser als die Rosen, die üblicherweise unsere Gärten zieren. Aber auch darunter gibt es viele Arten und Sorten, die sich mit ihrem Herbstschmuck zeigen dürfen.
Rosensorten, die schöne Hagebutten bilden
Rosa glauca / Rotblättrige Rose
Die auch als Hecht-Rose bekannte Wildrose bildet rosarote, leicht duftende Blüten von Juni bis Juli. Sie trägt schon im Sommer schokoladenfarbene Hagebutten, die sich später ins Rote verfärben.
Rosa moschata 'Mozart'
Die Strauchrose 'Mozart' bildet tiefrosa-weisse Blüten von Juni bis Oktober. Sie trägt im Herbst kleine rote Früchte.
Vitamin-C-Bombe und Delikatesse gleichermassen
Angelockt von den leuchtenden Farben, sind für Vögel wie Star, Drossel, Grünfink oder Rotkehlchen Hagebutten eine wichtige Nahrung für die Überwinterung. Der Mensch hat sich dies schon vor langer Zeit von ihnen abgeschaut. Die Früchte weisen einen sehr hohen natürlichen Vitamin-C-Gehalt auf und helfen auch uns und unserem Immunsystem über die kalten Tage. Zwar könnten die Butten, wenn die Nüsschen entfernt werden, auch roh gegessen werden; aber noch besser sind sie in einer Tasse Tee oder verarbeitet zu Leckerbissen wie zum Beispiel Hagebutten-Konfitüre. Die kann man leicht selber machen:
Zutaten für 2 Gläser à ca. 250 g:
- 0.4 kg frische Hagebutten (ergibt 240 g reines Hagebuttenmark)
- ca. 5 dl Wasser
- 1 Vanilleschote
- 0.8 dl Orangensaft
- 240 g Gelierzucker
Zubereitung:
- Hagebutten gut waschen. Abtropfen lassen. Unschöne Früchte aussortieren. Stiele und trockene Blüten der Hagebutten entfernen.
- Früchte aufschneiden. Kerne und Härchen vollständig entfernen. Hagebutten nochmals gut waschen.
- Hagebutten abwägen. Gleich viel Hagebutten wie Wasser in eine Pfanne geben
- Aufkochen und ca. 20 Minuten köcheln lassen, bis die Hagebutten weich sind.
- Früchte mit dem Stabmixer pürieren.
- Mark durch ein feines Sieb streichen.
- Vanilleschote aufschneiden. Mark herauskratzen.
- Vanilleschote und Mark mit dem Hagebuttenmark, Orangensaft und Gelierzucker aufkochen und ca. 3 Minuten sprudelnd kochen lassen.
- Vanilleschote entfernen.
- Konfitüre in heiss ausgespülte Gläser füllen. Sofort verschliessen. Für einige Minuten auf den Kopf stellen. Auskühlen lassen.
Bei kühler und trockener Lagerung ist die Konfitüre ca. 6 Monate haltbar.
Quelle: Saison.ch
Nicht nur in der Natur eine wunderschöne Herbstdeko
Wenn uns die lieblichen Sonnenstrahlen des Herbstes auf Spaziergänge locken, habe ich immer meine Baumschere dabei, um wilde Hagebutten zu sammeln. Wichtig ist, ein Strauch nicht leer zu räumen, sondern immer nur einzelne Zweiglein zu nehmen und den Rest für die Vögel stehen zu lassen. Aus den gesammelten Zweiglein entstehen dann zuhause bei einer warmen Tasse Tee, zusammen mit den letzten Blumen aus dem Garten, farbenfrohe Kränze oder Sträusse.
Lasse ich also die verblühten Rosen stehen in meinem Garten? Ja, wenn ich einen geeigneten Rosentyp besitze, lasse ich sie stehen und freue mich im Winter an den farbigen, im Schnee stehenden Männlein mit den schwarzen Käpplein und schwelge in den Erinnerungen an die Blütenpracht des Sommers. Die Butten für die Küche oder die Deko hole ich mir auf dem Markt oder am Waldrand.
PS:
Ein Männlein steht im Walde ganz still und stumm,
Es hat von lauter Purpur ein Mäntlein um.
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem purpurroten Mäntelein.
Das Männlein steht im Walde auf einem Bein
Und hat auf seinem Haupte schwarz Käpplein klein,
Sagt, wer mag das Männlein sein,
Das da steht im Wald allein
Mit dem kleinen schwarzen Käppelein?
Wyss Samen und Pflanzen AG, Shahri Roth